Jørgen Buch

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Black & White

Obwohl sich ein bedeutender Teil des künstlerischen Schaffens Jørgen Buchs (1943–2021) im Bestand der Kunsthalle Rostock befindet, zählt er gegenwärtig zu den weniger bekannten Positionen der Sammlung. Buch war Teil eines progressiven und politisch links eingestellten Kreises in der Kopenhagener Innenstadt und sympathisierte mit dem Gesellschaftssystem der ehemaligen DDR. Er war im Zeitraum von 1969 bis 1985 auf insgesamt acht Biennalen der Ostseeländer, Norwegens und Islands in Rostock und bereits als junger Künstler mit einer Einzelausstellung in der Kunsthalle Rostock vertreten. Er studierte in den politisch bewegten 1960er und 1970er Jahren in Kopenhagen, in einer Zeit, in der dort unterschiedlichste künstlerische Strömungen existierten. Vermutlich empfohlen durch Rostock und durch sein Studium in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, studierte Buch von 1975 bis 1976 an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee.

Im Mittelpunkt seines Schaffens stehen politische und gesellschaftskritische Werke, die von einer realistischen Malweise geprägt sind. Zu seinen zentralen Arbeiten zählen beispielsweise das Gemälde „Black and White“, in dem er den amerikanischen Rassismus anprangert, oder die Werkreihe über den Militärputsch gegen den demokratisch gewählten marxistisch-sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. In „Little Boy“, einem Hauptwerk der 1980er Jahre, bildet Buch die US-amerikanische Atombombe ab, die zynischerweise den Codenamen „Little Boy“ erhielt. Sie wurde am 6.8.1945 über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen und tötete über 90.000 Menschen durch radioaktive Strahlung. Der Künstler griff dieses Thema auf, weil in den NATO-Staaten um Atombewaffnung als Abschreckung gegen die Sowjetunion debattiert wurde.
Jørgen Buch verstand sich als Zeitzeuge, mischte sich in Gegenwartsprobleme ein und reflektierte diese künstlerisch.

Die Kunsthalle Rostock möchte das Leben und Schaffen Jørgen Buchs differenzierter, aus verschiedenen Perspektiven und unter zeitgemäßen Gesichtspunkten betrachten, aber auch kritisch hinterfragen. Mit Werken aus über sechs Jahrzehnten, darunter vorrangig Gemälden, sowie diversen Dokumenten gibt die Ausstellung einen Einblick in sein vielseitiges Schaffen. Sein Œuvre zeigt Gegensätze, viele seiner Arbeiten werfen Fragen auf und regen zur Diskussion an – rufen nicht zuletzt Assoziation zu aktuellen Themen hervor, die einer Auseinandersetzung bedürfen.

So werden fast alle Werke, die der Künstler auf der Biennale der Ostseeländer oder in seiner Personalausstellung in der Kunsthalle Rostock präsentiert hat, hier wieder zu sehen sein – jedoch anders. Unter dem Titel „Ein dänischer Künstler in der DDR“ wird seine Beziehung zum ehemals sozialistischen Nachbarstaat Dänemarks erläutert und seine Weltanschauung hinterfragt. Aufschluss über die Einschätzung Jørgen Buchs gab u. a. die Personenakte des Künstlers aus den 1970er Jahren des Ministeriums für Staats-sicherheit der DDR; sie wirft aber auch gleichzeitig neue Fragen auf.
Einen Kontrast bilden die im Nebenraum präsentierten Porträts, Aktbilder, Stillleben und Landschaften. Sie verdeutlichen u.a. Buchs facettenreichen Umgang mit den Gestaltungsmitteln der Malerei. Nicht zuletzt vermitteln Werke, die nach 1990 entstanden sind, welchen Themen sich Buch nach der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Ende der Sowjetunion widmete und welche Herangehensweise er wählte. Den Abschluss bildet dagegen ein Ausstellungsraum, der sehr persönliche Werke des Künstlers präsentiert – seine ehemalige Frau Evelyn Mittmann und seine Töchter Signe und Sara. Es geht um das Leben als Künstlerpaar, als Modell. In diesem Zusammenhang werden auch Werke der Malerin Evelyn Mittmann gezeigt.

Die Schau „Jørgen Buch – Black & White“ markiert den Beginn eines Forschungsprojektes mit dem Ziel der wissenschaftlichen Untersuchung und Präsentation nord- und osteuropäischer Positionen aus der Sammlung. Das Vorhaben steht unter dem Zeichen der Förderung des Kulturaustausches und der Vernetzung im Ostseeraum. Ein Ausstellungskatalog mit einem Exkurs zu weiteren dänischen Positionen aus der Sammlung wird voraussichtlich im November/Dezember 2024 erscheinen.



Bild Oben:
Jørgen Buch
Little Boy, 1981
Öl auf Leinwand, 150 × 200 cm
Kunsthalle Rostock
Dauerleihgabe des pro kunsthalle e.V., seit 2017
Foto: Kunsthalle Rostock


Förderung und Unterstützung
Die Ausstellung, das Begleitprogramm und die Publikation werden unterstützt durch:
NY CARLSBERGFONDET, Bundeszentrale für politische Bildung, Freunde der Kunsthalle Rostock e. V., Rosa-Luxemburg-Stiftung – Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e. V., Landesbeauftragter für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, WG Schiffahrt-Hafen Rostock eG, ROSTOCK PORT GmbH, Stadtwerke Rostock AG, Nordwasser GmbH

Die Kunsthalle Rostock gGmbH wird gefördert durch die Hanse- und Universitätsstadt Rostock, das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern und durch den Verein „Freunde der Kunsthalle Rostock e. V.“, Gesundheitspartner: Klinikum Südstadt Rostock, Kulturpartner: NDR Kultur

Eröffnung:
03.08.2024, 18 Uhr

Ausstellung:
04.08.2024 - 17.11.2024

Ausstellungsort:
im Erdgeschoss des Schaudepots der Kunsthalle Rostock

Eintritt:
6 EUR und 4 EUR ermäßigt
Rostocker Studierende und Geflüchtete kostenlos (Kulturticket)

Tu. 06.08.24 – 06.08.24
16.00 – 17.00 Uhr

Kuratorinführung

durch die Ausstellung "Jørgen Buch - Black & White"

Th. 10.10.24 – 10.10.24
17.00 – 18.00 Uhr

Kuratorinführung zur Ausstellung Jørgen Buch

Mit Kuratorin Melanie Ohst

Sa. 19.10.24 – 19.10.24
09.30 – 13.30 Uhr

Zweiteiliger Paneltalk - „Rassistische Realitäten“ und „Rassismuskritik in der Kunst“

Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „Jørgen Buch – Black & White“ findet am 19.10.2024 von 9.30 bis 13.30 Uhr in der Kunsthalle Rostock der zweiteilige Paneltalk „Rassistische Realitäten“ und „Rassismuskritik in der Kunst“ statt.

Unter dem Titel „Rassistische Realitäten“² werden im ersten Panel die Geschichte des Rassismus, seine Entwicklung und Formen in Deutschland beleuchtet sowie die aktuelle Lage diskutiert. Dabei soll insbesondere die Lage in Mecklenburg-Vorpommern thematisiert und Mittel und Wege gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rassismus sowie Möglichkeiten der Stärkung von zivilgesellschaftlichem Engagement und einer demokratischen Kultur aufgezeigt werden.

Ausgehend u.a. von Jørgen Buchs Gemälde „Black and White“ (1977), in dem er den amerikanischen Rassismus anprangert, sind Betroffene und auf das Thema spezialisierte Vertreterinnen und Vertreter der Bereiche Bildende Kunst und Film sowie Bildung und Vermittlung eingeladen worden, ins Gespräch zu kommen. Dabei geht es darum, Kunstwerke rassismuskritisch zu lesen, aber auch verschiedene Perspektiven zu diskutieren, wie Kunst gegen Rassismus wirken kann.

Das Programm finden Sie Hier.

Die Veranstaltung ist kostenfrei. Teilnehmer:innen der Veranstaltung haben die Möglichkeit, die Retrospektive des dänischen Malers Jørgen Buch (1943–2021) an diesem Tag zum Sonderpreis von 4 € zu besuchen.

Mitwirkende
Dr. Yun-hua Chen – Filmwissenschaftlerin, Kuratorin und Kritikerin
Zahra Hasson-Taheri M.A. – Kunsthistorikerin/Kuratorin, Moderatorin
Aina Kaufmann – Politikwissenschaftlerin, Moderatorin, Regieassistentin
Jana Michael – Integrationsbeauftragte der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern
Lina Mitschke – Kunsthistorikerin und Projektleiterin „Aktiv gegen (Alltags-) Rassismus! Empowerment, Beratung und Bildung – AntiRaktiv“
Dr. Jörg-Uwe Neumann – Direktor der Kunsthalle Rostock
Melanie Ohst M.A.– Projektleiterin und Kuratorin der Ausstellung „Jørgen Buch – Black & White“, Kunsthalle Rostock
Fan Popo – Filmregisseur, Filmkritiker und LGBT-Aktivist
Anna-Friederike Charlotte Pöschel – Grafikerin und Künstlerin
Patricia Vester – Interventionsgestalterin, Prozessbegleitung, Entwicklerin Rassismuskritsicher Kunstvermittlung, Autorin
Prof´in Dr. Júlia Wéber – Professorin für Migrationsgesellschaft und Demokratiepädagogik, Hochschule Neubrandenburg
Katrin Zschau – Vorsitzende des Ausschusses für Klimaschutz und Energie, Mitglied des Deutschen Bundestages (vertretend für Reem Alabali Radovan, Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung)

² Die Bezeichnung ist dem Titel der Auftaktstudie zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM, 2022) entlehnt.

Förderung und Unterstützung
Das Begleitprogramm zur Ausstellung „Jørgen Buch – Black & White“ wird unterstützt durch:
Bundeszentrale für politische Bildung, Freunde der Kunsthalle Rostock e. V., Rosa-Luxemburg-Stiftung – Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e. V.

Th. 14.11.24 – 14.11.24
17.00 – 18.00 Uhr

Kuratorinführung zur Ausstellung Jørgen Buch

Mit Kuratorin Melanie Ohst

Fr. 15.11.24 – 15.11.24
17.00 – 18.30 Uhr

Wie politisch darf oder muss Kunst sein?

Gesprächsrunde moderiert von Zahra Hasson-Taheri mit Claudia Kapellusch – Vorsitzende des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Mecklenburg-Vorpommern e.V., Holger Stark – Künstler, Stefan Nadolny – Vorstand des Peter-Weiss-Haus e.V., Rostock, Jörg-Uwe Neumann – Direktor der Kunsthalle Rostock

Sa. 16.11.24 – 16.11.24
10.00 – 16.30 Uhr

Dansk kunst und Jørgen Buch – Black & White – im Resümee

Weitere Informationen und das Programm finden Sie HIER.
Die Veranstaltung ist im Eintrittspreis inklusive.

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09.03.2024 – 20.05.2024

Gregor Hildebrandt

Nah am Wasser

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17.03.2024 – 20.05.2024

Rwandan Daughters

Fotografien von Olaf Heine

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Damals nicht, jetzt nicht, niemals!

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