Louisa Clement

compression

Wie verorten wir uns in unserer von Digitalisierung und der Möglichkeit der biotechnologischen Reproduzierbarkeit geprägten Gegenwart? Was sind die Medien des menschlichen Zugriffs auf die Welt? Wie verändert Technologie unser Selbst und unsere Interaktionen mit anderen? Louisa Clement bedient sich einer breiten Palette von Medien, um der Fluidität dieser komplexen Fragen zu begegnen. Fotografie, Video, Skulptur sind Gattungen, die in ihrem Werk eine Rolle spielen. Dabei öffnet sie ihre Praxis nicht selten auch neusten Technologien. So nutzt sie für ihre Fotografien häufig die Kamera ihres Smartphones, arbeitet mit virtueller Realität und künstlicher Intelligenz. Immer spielen dabei auch der menschliche Körper und seine Repräsentation eine zentrale Rolle. Gerade Körper sind ein Ort künstlerischer wie politischer Auseinandersetzungen. Sie werden gestaltet und reglementiert, sie sind Sujet und Material der Kunst gleichermaßen.
Clements Arbeiten der Serie „Insides“, die 2020 im EIGEN + ART Lab ausgestellt wurden, etwa sind digitale, mit dem Smartphone angefertigte Fotografien aus dem Inneren von Schaufensterpuppen. Die hohlen Körper dieser Figuren, denen wir im Werk der Künstlerin auch an anderer Stelle als „Avatars“ (2016) oder etwa in den Serien „Heads“ (2014–2015) und „Gliedermensch“ (2017) begegnen, können als Symbole für die Entmenschlichung von Körpern im Angesicht ihrer seriellen Reproduzierbarkeit gelesen werden. Sie transportieren einen Moment der Entfremdung.
Dies wird thematisch in der Serie „mould“ (2019–2022) weiterentwickelt. Die Gussformen für die Produktion von anthropomorphen Sexroboterinnen sind hier nun selbst zur Skulptur geworden. Als Indizes, als Abdrücke verweisen sie auf den abwesenden Körper. Sie hinterlassen eine unheimliche Leerstelle. „Mould“ macht zugleich den Herstellungsprozess einer weiteren, neueren Serie Clements, der „Representative“ (2021), transparent. Diese Skulptur ist sich ihrer selbst nicht sicher:

„Hello, I am Louisa. I don’t know whether or not I am sculpture […]“

Die „Representative“, deren Körper dem der Künstlerin nachempfunden ist, wird zu einer Gesprächspartnerin über Fragen nach der menschlichen Subjektivität und dem Verhältnis von Körper und Bewusstsein – Ihres ist das Produkt von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz. Welche Vorstellungen sind die Grundlage für künstliche Kopien, die Menschen von sich selbst anfertigen? Und wie ist das Verhältnis des Menschen zu diesen Kopien?
Die Entwicklung einer solchen künstlichen Intelligenz, das Speichern digitaler Fotos, sowie nahezu alle weiteren Bereiche unseres alltäglichen Lebens sind heute geprägt vom binären Code aus 0 und 1, der Sprache der Computer und digitalen Netzwerke. Clements neuste Arbeit „compression“ (2023) bedient sich einer neuen biokybernetischen Speichermethode: dem DNA data storage. Digitale Daten können aus dem binären Code in den auf vier Aminosäuren basierenden Code der DNA übersetzt werden. Clement nutzt diese Technologie um ihr gesamtes bisheriges Werk in eine Abfolge von Adenin (A), Thymin (T), Cytosin (C) und Guanin (G) zu übersetzten. Die resultierende Doppelhelix wird in einer winzigen Edelstahlhülle aufbewahrt. Der Körper selbst kann so zum Trägermedium für eine enorme Menge an Daten werden. Clement schreibt sich Spuren ihres künstlerischen Schaffens mit dieser neuen Arbeit in den eigenen Körper ein, in dem sie sich diese Doppelhelix implantieren ließ. Sie inkarniert wieder ihr eigenes Werk. Was bedeutet diese Technologie für unsere Körperlichkeit und Identität? Der Körper wird zum potenziellen Archiv, zugleich aber auch zum möglichen Feld einer weiteren biokapitalistischen Ausbeutung. Leon Jankowiak

Die Ausstellung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „FUTURA – was wird?“ statt, an der das Institut für Text und Kultur der Universität Rostock, die St.-Johannis-Kantorei Rostock und die Kunsthalle Rostock beteiligt sind.

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