Portfolio Berlin 03
Auch in der dritten Folge, des als Serie angelegten Projekts, versammelt der Kurator Stephan Koal international bedeutende künstlerische Positionen, die noch nie in Rostock zu sehen waren. Alle Künstlerinnen und Künstler, unter anderem geboren in Dänemark, Guatemala, Israel oder Schweden, leben und arbeiten in Berlin. Während in den Vorgängerausstellungen „Portfolio Berlin 01 und 02“ der Malerei- und Skulpturbegriff als Bezugspunkt und Gegenstand der Diskussion zugleich diente, verlagert sich der Schwerpunkt der dritten Ausgabe in Richtung Video, Performance und Fotografie.
Den Auftakt der Ausstellung bildet Sven Johnes Arbeit "Vinta", die in Bildern und Texten fünf Geschichten individuellen Scheiterns auf einer fiktiven Ostseeinsel erzählt. Der auf der Insel Rügen geborene Künstler vermischt Realität und Imagination dabei so meisterhaft, dass Besucherinnen und Besucher bereits zu Beginn des Rundgangs dazu eingeladen werden, gewohnte narrative Strukturen und Beurteilungsmuster zu hinterfragen. Zwei Videos, die die deutsche Teilung und Wiedervereinigung auf ganz unterschiedliche Weise thematisieren, ergänzen diese Arbeit.
Die multimediale Installation "Angeeignete Landschaften" von Simone Gilges beschäftigt sich mit dem Verhältnis des Menschen zur Natur und seiner Einsamkeit in einer von Zerstörung bedrohten Welt. Fotografien menschenleerer Landschaften stehen Porträtaufnahmen gegenüber, die teilweise von Stoffen verdeckt werden.
Die Arbeiten des aus Guatemala stammenden Naufus Ramírez-Figueroa vereinen Folklore, antike Mythologie und zeitgenössische Verschwörungstheorien auf berührende, oft humorvolle Weise. Gezeigt wird die Performance "Print of Sleep" als Video sowie die Skulpturenreihe "Babylonian Phantasy".
Der Däne Christian Falsnaes macht in Performances und Publikumsbegegnungen Strukturen von Macht sichtbar. Am Eröffnungsabend werden Gäste im Rahmen der Performance "One" vom Künstler angewiesen, Bilder auf Leinwand zu malen, die anschließend selbst zum Teil der Ausstellung werden.
Die Präsentation "Male Demeanor as a Consequence of Societal Power Relations between Artist and Audience" stellt auf vier Bildschirmen Mechanismen männlichen Dominanzverhaltens aus. Indem Falsnaes vier verschiedene Rollen von Autorität einnimmt, konstruiert er unterschiedliche Machtverhältnisse zwischen Künstler und Publikum.
Die Installation des Hamburgers John Bock wirkt wie ein Raumschiff aus einer anderen Galaxie, das den Betrachter in eine schillernde Welt zwischen Traum und Trash entführt. In seiner Arbeit "HalluzinationsFusion" markieren drehende Scheiben einen abgetrennten Bereich, in dem Video- und Soundinstallationen einen psychedelischen Erfahrungsraum jenseits logischer Grenzen schaffen. Die Collagen des Künstlers stellen verschiedene Filmszenen mit profanen Alltagsutensilien in neue Zusammenhänge und eröffnen so einen alternativen Interpretationsrahmen des Gezeigten.
Die in Stockholm geborene Klara Lidén untersucht in ihrer Filmarbeit "Warm Up" Vorstellungen von Professionalität, Vollkommenheit und Weiblichkeit: Das Video zeigt, wie die Künstlerin an den Aufwärmübungen des St. Petersburgers Staatsballetts teilnimmt. Eine Pappbehausung beherbergt ihr Video "Untitled (Trashcan)", das den universellen Zustand des Unvermögens augenzwinkernd aufgreift.
Die Lichtinstallation "Black Stars Shed No Light" der israelischen Künstlerin Yael Bartana thematisiert Immigration und nationale Identität. Bartanas Videoinstallation "Tashlikh" setzt einen bild- und tongewaltigen Schlusspunkt der Ausstellung. Der Film orientiert sich an dem gleichnamigen jüdischen Sühneritual, das traditionell am Nachmittag des Neujahrsfestes Rosch ha-Schana zelebriert wird. Indem Brot in ein fließendes Wasser geworfen wird, soll die Seele symbolisch von Ballast und Traumata gereinigt werden.
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