Gertrude Degenhardt

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Neothenie – oder Das neue Genie

Musikanten, Trinker und Tänzer beiderlei Geschlechts sind Motive Gertrude Degenhardts. Die in Berlin und später in Mainz aufgewachsene Künstlerin lernt nach ihrem Abschluss 1959 an der Staatlichen Werkkunstschule Mainz die Gruppe um Franz Josef Degenhardt mit Dieter Süverkrüp, Hannes Wader, Hein und Oss Kröher kennen.
Der Musiker und Liedermacher Degenhardt – „poetisches Sprachrohr der westdeutschen Linken“ (Ferdinand Puhe, 2006) – wird eine Inspirationsquelle für die Künstlerin, ebenso wie die Chanson- und Folk-Festivals auf der Burg Waldeck im Hunsrück. So entstehen Ende der 60er-Jahre zum Beispiel die ironischen bis satirischen Blätter zum „versoffenen Chronisten“ Väterchen Franz.
Mit dem Bruder des Liedermachers, Martin Degenhardt, geht sie eine enge Lebens- und Arbeitsgemeinschaft ein. Sie wird als Illustratorin, insbesondere von Texten Franz Josef Degenhardts und Wolf Biermanns, sowie als Gestalterin von Plattencover bekannt. Neben der Malerei und Zeichnung zählt jedoch die freie Grafik zu ihrem zentralen Schaffensbereich. Seit 1974 arbeitet und lebt sie zudem regelmäßig an der irischen Westküste. Das Treiben in den Pubs und die dort auftretenden Folkloremusiker finden ihr reges Interesse. Diese Liebe zur „anderen Musik“, fern der Strenge und Struktur, denen der Berufsmusiker ausgesetzt ist, und die Leichtigkeit, die Lebensfreude sowie das Skurrile sind stets in ihren Werken präsent. Lebensfreude und Tragik zugleich spürt der Betrachter auch beim Anblick der im Café der Kunsthalle Rostock ausgestellten Arbeiten Gertrude Degenhardts. Die wie Landstreicher anmutenden Musiker gehören zu zehn Instrumentalisten, die sie für die 1986 in der DDR herausgegebene Grafik-Edition „Neothenie – oder Das neue Genie“ schafft – „eine deutsch-deutsche Besonderheit“ wie Ferdinand Puhe schreibt. Oftmals seltsam im Umgang mit ihren Instrumenten und fantasievoll gekleidet, werden diese Musiker von der Künstlerin humorvoll zu einem neuen Genius avanciert. Unzählige feine, teilweise offen im Bildraum endende Striche setzt sie flüchtig und zugleich subtil mit der Radiernadel, ihrem bevorzugten Instrument. Einige der Figuren sind bis ins Groteske überzeichnet, lassen Einflüsse der „Los Caprichos“ des spanischen Malers und Grafikers Francisco de Goya erkennen.

verwendete Literatur:
Kat. Gertrude Degenhardt, hrsg. von der ARKADE – Galerie des Staatlichen Kunsthandels der DDR, Berlin 1978.
Puhe, Ferdinand: Mit der Nadel gezeichnet. Die Graphikerin Gertrude Degenhardt. Mit einer Bibliographie, in: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, hrsg. von der Pirckheimer-Gesellschaft, 181. Heft, Nr. 1, Wiesbaden 2006, S. 12–28.
Raesch, Andreas: Gertrude Degenhardt Porträt im Muschelhaufen 47/48 (2007).
Rede zur Ausstellungseröffnung, Kunstverein Borken, 6. Mai 2007, URL: http://www.andreas-raesch.de/degenhardt.html [17.09.2017].
Ritterkamp, Julia: „Der musizierende Tod im Werk der Gertrude Degenhardt“, in: L’art macabre: Jahrbuch der Europäischen Totentanz-Vereinigung, hrsg. von der Europäischen Totentanz-Vereinigung, Bundesrepublik Deutschland e.V., Bd. 2, Bamberg 2001, S. 124–142.

Eintrittspreis:
frei

Die Ausstellung ist im Café der Kunsthalle Rostock zu sehen.

Ausstellung:
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